Zwei Veganer treffen sich vor Salami…
Das ist nicht der Anfang von einem schlechten Witz, sondern der Anfang der Geschichte, wie wir uns kennengelernt haben. Tatsächlich waren wir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht vegan. Trotzdem rückblickend ironisch. Es war im September 2015 in Hangzhou, China. Ich (Charlie) trat bereits mein zweites Auslandssemester dort an. Gerrit kannte China schon aus einem mehrwöchigen Sommeraufenthalt, trat nun jedoch sein erstes Auslandssemester dort an.
Wir waren beide an der gleichen Uni in China eingeschrieben, da wir auch in Deutschland beide an der Hochschule in Hannover studierten und die hatte nur eine Partneruniversität in China. Angeblich sind wir uns auch in Hannover schon einmal begegnet, behauptet ein gemeinsamer Freund von uns, der zufällig mit Gerrit gemeinsam studierte. Als angehende Ingenieure für Elektro- und Informationstechnik, studierten die beiden zwar am gleichen Campus, jedoch in einem anderen Gebäude an einer anderen Fakultät. Ich studierte International Business an der betriebswirtschaftlichen Fakultät. Auf besagter Party, auf der wir uns angeblich begegneten, war Gerrit jedoch noch in festen Händen. Naja, und ich war ziemlich betrunken. 😀 Also können wir uns beide nicht aneinander erinnern.
Und so landeten wir beide erst viiiiel später zufällig am gleichen Ort auf der anderen Seite der Welt. Tja, manchmal muss man erst den Planeten umrunden, um die große Liebe zu finden, auch wenn sie schon mal vor der eigenen Nase war.
Salami war ein kleiner, typisch chinesischer Shop mit Alltagsartikeln, der in dem Viertel, in dem wir beide lebten, der wichtigste Einkaufsort war. Eigentlich hieß der Shop nicht wirklich Salami. Wir wissen bis heute nicht, wie er wirklich hieß. Aber als ich zusammen mit meinen Kommilitonen ein halbes Jahr zuvor in Shima (so hieß das Viertel) eintraf, war das das Einzige, was wir unter all den fremden Schriftzeichen an der Reklame-Wand lesen konnten:
Von da an hieß dieser Ort für uns Salami und war Treffpunkt für alle zukünftigen Gruppenaktivitäten. So auch an dem Tag, als wir uns kennenlernten. Gerrit war schon seit zwei Wochen in Hangzhou, gemeinsam mit ein paar neuen anderen Kommilitonen. Meine China-Kameraden vom vorherigen Halbjahr und ich trudelten nach der Sommerpause nach und nach ein. Die Uni hatte noch nicht wieder begonnen und so konnte jeder seinen Freizeitaktivitäten nachgehen.
Und als wir uns dann alle verabredeten, um mit den Neuen das erste Mal essen und feiern zu gehen, kreuzte ich nicht alleine auf, sondern hatte meinen Papa im Schlepptau. Gibt doch nichts Schöneres, wenn man ein neues Mädchen trifft und die ihren Papa dabeihat?! Gott sei dank hat Gerrit das nicht abgehalten.
Nachdem das erste Semester in China für mich ziemlich hart war, freute ich mich sehr, dass mein Papa mich zurück nach China begleitete, damit wir dort gemeinsam Urlaub machen und ich ihm mein Leben zeigen konnte.
Papa sagt heute, angeblich hätte er sofort gemerkt, dass ich Gerrit toll fand, als er da so vor Salami stand und ich plötzlich Herzchen-Augen bekam. In meiner Erinnerung ist das ziemlich anders gewesen. Tatsächlich bin ich nämlich total cool geblieben. Solange man das selbst glaubt, kann einem eigentlich auch nichts passieren. 😀 Sicher habe ich Gerrit mit meinem Selbstbewusstsein damals nahezu beeindruckt!
Ein förmliches Händeschütteln, ein freundliches Vorstellen und ein eleganter Austausch von Blicken später, waren wir auch schon im Club, um das erste Mal so richtig gemeinsam abzufeiern. Gerrit kam mir damals seltsam vor, verschmähte er doch grundsätzlich den kostenlosen Alkohol. Mit Papa im Schlepptau wurde es auch nicht einfacher. Der einzige Vorteil: Papa sagte nicht nein zum Alkohol und hing kurze Zeit später liebestrunken am Handy um Mama „ich vermisse dich“-Nachrichten zu schicken. Süß.
Gerrit und ich gingen derweil auf der Tanzfläche ab. Ein bisschen Flirten war auch schon dabei. Und da Gerrit alles andere als schüchtern war, kriegte ich noch in der gleichen Nacht prompt eine Nachricht mit dem Inhalt, dass wir das nächste Mal ja ruhig etwas enger tanzen könnten…;-D Man, der Junge ließ nichts anbrennen. Fand ich gar nicht schlecht, endlich weiß einer mal, was er will.
Als Papa dann abreiste, beschloss Gerrit, unauffällig bei mir einzuziehen. Zumindest war das die Realität. Von heute auf morgen war er da und verließ mein Zimmer nur noch selten. Angeblich war immer die Dusche kaputt. Ja genau…
Wir verstanden uns einfach super und konnten tatsächlich auch so viel Zeit miteinander verbringen, wie noch nie mit jemand anderem zuvor. Wir liebten es, zusammen spazieren zu gehen, Roller zu fahren und tiefgründige Gespräche zu führen. Es war uns beiden wichtig, von Anfang an wir selbst sein zu können. Unverstellt, mit allen Fehlern, einfach echt. Wir redeten, wir lachten und hatten Spaß. Es dauerte nicht lange, bis wir beide ziemlich verliebt ineinander waren. Zum Glück, denn unser gemeinsames Reich hatte inkl. Badezimmer ungefähr 15qm. Wir hatten also nicht viel Platz, aber das schweißte uns nur enger zusammen.
China war für uns beide eine außergewöhnliche, aber auch schwierige Zeit. Wir brauchten einander. Und wir hatten einander.
Wie es der Zufall dann so wollte, mussten wir beide im darauffolgenden Semester ein Praktikum absolvieren. Gerrit war aufgrund seines Stipendiums örtlich an China gefesselt, also beschloss ich (trotz dessen, dass ich China unbedingt hinter mir lassen wollte), dort zu bleiben. Das war eine harte Entscheidung, aber eine Fernbeziehung kam für uns beide nicht in Frage. Wir zogen innerhalb von Hangzhou in eine andere Wohnung und vergrößerten uns.
Nachdem wir unsere Praktikumszeit in China gefühlt „abgesessen“ hatten, waren wir beide froh im September 2016 wieder in Deutschland zu sein. Und da wir erstmal nicht wussten, wo wir unterkommen sollen, bauten meine Eltern die leerstehende Wohnung in meinem Elternhaus aus, wo wir einzogen und für 3 Jahre blieben. Gerrit war so mutig, diesen Schritt mit mir zu gehen, obwohl er meine Eltern fast gar nicht kannte. Aber Papa schien einen guten Eindruck hinterlassen zu haben…am Ende sind bestimmte Situationen immer für etwas gut.
Unten findet ihr ein paar Fotos aus unserer gemeinsamen China Zeit. Die schönen, aber auch die nicht so schönen. Wir zeigen euch, was wir toll fanden in China, und was wir überhaupt nicht gut fanden. 😊 Viel Spaß beim Stöbern!