Es war einmal vor langer Zeit in einem weit weit entfernten Dorf…ich könnte euch jetzt meine ganze Lebensgeschichte erzählen. Aber euch interessiert sicher vor allem, welche Wurzeln meiner Vergangenheit mich dazu beflügelt haben, heute so zu sein und zu leben, wie ich bin. Ein Stichwort: Naturverbundenheit.
Wir alle kennen eigentlich Disney-Filme, auch wenn sie polarisieren. Die einen lieben sie, die anderen finden sie nervig.
Und zu welcher Sorte Mensch gehöre ich wohl? Haha genau! ICH LIEBE DISNEY! Als ich klein war habe ich die Filme förmlich inhaliert und meine Eltern mit dem Rauf-und-Runter-Singen der Lieder wahrscheinlich nahezu verrückt gemacht. Ich hatte aber eine Schlüsselfigur, die ziemlich viel in mir bewegt hat:
Pocahontas. Der Liedtext zu „Farbspiel des Winds“ hat mich wahnsinnig bewegt und schon als Kind sehr nachdenklich gemacht. In dem Lied heißt es: „Doch jeder Stein und Baum und jedes Wesen, hat sein Leben, seine Seele, seinen Stolz.“
Mama’s Liebe zur Natur
Das hat für mich Sinn gemacht. Meine Mutter hat oft über die Liebe zur Natur und den Tieren gesprochen. Schon als junge Frau schleppte sie regelmäßig irgendwelche verletzten Tiere mit nach Hause, die mein Vater dann mit ihr gemeinsam zusammenflickte. Die meisten Menschen fanden das gutherzig, aber auch etwas verrückt.
Papa war immer verrückt genug, da mitzumachen. Der musste ja auch in der Schule seinen Namen tanzen. Deshalb dachte Oma auch, Mama würde einen Öko daten, als sie ihn kennenlernte. Wollsocken und Wollpulli bis zu den Knien…jo, passt, muss ein Öko sein. Dabei waren meine Großeltern so ziemlich das Gegenteil von Öko, aber da auch mein Großvater schon zur Waldorf-Schule ging, flossen anthroposophische Prinzipien früh in die Erziehung meines Vaters ein. Ansonsten sahen meine Großeltern sich aber als feine Leute. Ich sollte daher auch nie Oma und Opa sagen, sondern im Großvater und Großmutter, weil das mehr einem Titel glich. Immerhin konnte ich sie so gut von Oma und Opa mütterlicherseits unterscheiden.
Mama wurde schon als junge Frau Vegetarierin, weil sie einmal miterlebte, wie ein Kalb mit einem gebrochenen Bein vom Hänger gezogen wurde, das sich immer noch wehrte. Wenn ich sowas höre, stellen sich bei mir gleich die Nackenhaare auf. Als Kind habe ich das trotzdem nicht ganz verstanden und weiter Fleisch gegessen, während Mama ziemlich eklige Tofu-Würstchen briet. Damals waren die Dinger echt noch ziemlich schlecht gemacht.
Opa der Naturbursche
Meine Mutter wiederum wurde auch schon von ihren Eltern beeinflusst. Meinen Opa hat als jungen Mann bereits die Sehnsucht nach Naturverbundenheit gequält. Als junger Bursche packte er seine Sachen, hinterließ niemandem eine Nachricht und heuerte auf einem Schiff als Mechaniker an. Drei Jahre war er verschwunden und niemand wusste, wo er war. Das ging so weit, dass meine Uroma ihn tatsächlich beerdigen ließ. Eines Tages stand er dann mit langem Rauschebart wieder vor der Tür. Warum Opa das so machte, hat er bis zu seinem Tod nie verraten. Aber er war der Typ Mensch, der mit der Natur in Resonanz ging und nicht viele Menschen um sich brauchte. Daher kaufte er mit meiner Oma einen großen Hof, wo es Hühner, Pferde, Gänse, Hunde, Katzen, und auch mal Schafe gab. Er liebte das Trecker-Fahren. Und wir Kinder (meine beiden Cousins und ich) liebten das auch. Wir sammelten Regenwürmer und versuchten Hühnereier auszubrüten (aus Plastik, aber das wussten wir nicht).
Oma’s Gemüsebeet
Meine Oma hat uns mit solchen Spielchen manchmal gut beschäftigt, während sie im Garten wühlte und ihr riesiges Gemüsebeet kultivierte. Abends gingen wir dann gemeinsam am Zaun Glühwürmchen suchen. Oma war eine typische Oma, die rustikale Gerichte zauberte mit viel Fleisch, aber auch mit viel Gemüse. Und viel Liebe. Immer, wenn das Geld es zuließ, ging sie gerne ins Reformhaus. Und sie versuchte erst mit natürlichen Mittelchen zu arbeiten, wenn meine Mama und meine Tante z.B. mal krank waren.
Insgesamt denke ich, dass meine Erziehung und die meiner Eltern schon sehr dazu beigetragen hat, wie ich ticke. Zwar mache ich auch viele Dinger anders und gehe meinen eigenen Weg, aber es wurden mir doch viele Werte mit auf diesen Weg gegeben, die mir heute sehr wichtig sind. An dieser Stelle nochmal danke an Mama, Papa und auch Oma. Und auch an Opa und meinen Großvater, wo immer sie auch sein mögen. Ich wäre nicht ich, wenn ihr nicht gewesen wäret.